Viele werden die Eltern und Großeltern in den Ohren haben: „Früher war alles besser! Wir haben draußen gespielt und sind erst reingekommen, wenn die Laternen angingen! Heute….!“ Einmal ehrlich – war früher wirklich alles besser? Eines steht fest, manches schon. Denn die Kinder haben sich, mehr bewegt. Es wurde Fußball, verstecken oder Cowboy und Indianer gespielt. Selbst in den Zeiten von Skateboard und Trampolin im Garten bewegten sich die Kinder mehr als heute. Sie waren nicht so dick und definitiv standen sie auch weniger unter Aufsicht. Heute gibt es Helikoptereltern, die immer wieder von sich geben „Pass auf“, „Halt dich fest“ und „Vorsicht“ von sich geben, wenn die Kinder auf den Spielplätzen den Spielturm mit Rutsche erobern, oder die anderen Klettergerüste erkunden. Doch Experten wissen, nur wenn den Kindern etwas zugetraut wird, kann ihr Selbstbewusstsein gestärkt werden. Nur dann, wenn Kinder sich Gefahren aussetzen, können sie lernen, diese einzuschätzen und sie künftig zu vermeiden.
Das Spielen im Freien ist wichtig!
Kinder die draußen spielen, die entdecken die Welt um sich herum. Doch leider tun das immer weniger Kinder. Vor allem in den Städten werden die Freiräume, in denen sich die Kinder ganz ungezwungen bewegen können immer geringer und enger. Zumeist fehlen die geeigneten Grünflächen vor der Haustür – einmal ganz zu schweigen von Wiese und Wald. Aber dennoch gilt die Devise: Ab nach draußen!
Jedes neunte Kinde zwischen drei und sechs Jahren ist laut den Zahlen des Kinder- und Jugendgesundheitssurveys (KIGGS) aus 2015 zu dick. Dafür sind die Gene weniger entscheidend als die Lebensgewohnheiten der Eltern, laut einer Studie der London School of Economics. Der Grund ist, dass die Eltern, die sich selbst gern bewegen und sich ausgewogen ernähren, dieses Verhalten an ihre Kinder weitergeben. Bewegung ist dabei behilflich, Stress abzubauen, das Immunsystem zu pushen und zugleich fördert sie auch die Aufmerksamkeit und Gedächtnisleistung.
Ein Kind, das morgens nicht mit „Taxi Mama“ zur Schule gefahren wird und zu Fuß kommt, startet frischer und aufnahmebereiter in den Tag. Zudem wird Übergewicht durch die Bewegung vermieden und das mit all seinen Folgen wie Bluthochdruck, Herz-Kreislauferkrankungen, Diabetes und Haltungsschäden.
Neugier, Tatendrang und alle Sinne im Einsatz
Kinder wollen die Welt erobern und das gilt heute ebenso wie damals. Doch am besten kann dieser Forschungsdrang im Freien ausgelebt werden. Dann wird dem Neuen bald vertraut und selbst die Kleinsten beginnen die großen Zusammenhänge zu verstehen. Wie bspw. dass der Baum im Park mit den Jahreszeiten seine Farbe verändert und dennoch immer der selbst ist. Seine Blüten sehen im Frühjahr wunderschön aus und im Herbst nehmen die Blätter herrliche Farben an und die rotbraunen Kastanien fallen zu Boden. So können die Kinder sich Stück für Stück ein Bild ihrer Umwelt zusammensetzen.
Oder, was hüpft da durch die Bäume? Ein Eichhörnchen? Die kleinen Entdecker beobachten alles ganz genau. Sie lauschen, schnuppern und nehmen alles in die Hand! Doch hier Vorsicht, denn bis zum Alter von zwei Jahren nehmen sie es auch gern in den Mund! Es sind alle Sinne gefragt, wenn sich die Kinder an der frischen Luft bewegen. Je umfassender diese angesprochen werden, umso besser vernetzen sich die Gehirnzellen und dies wirkt sich positiv in Bezug auf die Lernfähigkeit und die Entwicklung der Sprache aus.
Körpergefühl, Selbstvertrauen & keine Angst vor Regen
Kinder bewegen sich gern: Sie balancieren, rennen und hüpfen. Doch dafür benötigen sie Freiräume. Ein hervorragender Trainingsparcour ist der Spielplatz oder freies Gelände. Selbst der eigene Garten ist dafür hervorragend geeignet. Im Freien können sich die Kinder selbst erproben und entdecken, was der eigene Körper kann. Und ein Kind, das sich sicher bewegt, das fühlt sich wohl in seiner Haut und fast Selbstvertrauen in seine eigenen Fähigkeiten.
Die Sonnenstrahlen wärmen die Haut und der Regen lässt Pfützen entstehen und macht den Sand nass. Damit lässt er sich besser formen. Auch wenn die moderne Mutter schnell Angst hat, dass die Füße nass und kalt werden oder sich ein Schnupfen einstellt – all dass sollte kein Hindernis sein. Denn dadurch lernt der Körper, sich den Temperaturschwankungen anzupassen und die Folge ist, dass er widerstandsfähiger wird.
Niemals allein – zusammen finden und erfinden
Was sich alles bauen lässt mit Stöckchen, Steinen und Blättern! Bereits Kinder im Alter von eineinhalb sind begeistert davon, wenn sie einen Stein in den Weiher werfen und dieser dann mit einem „Plopp“ verschwindet. Sicherlich dauert ein Spaziergang durch den Wald oder park länger, da immer wieder etwas Neues auf dem Boden entdeckt wird, aber dieser Fund lohnt sich. Denn die natürlichen Materialien haben keine Spielvorgaben, sondern sie sind frei einsetzbar und sehr vielseitig. Eben dadurch wird die Fantasie angeregt.
Und da ist noch etwas: Wer draußen spielt, der ist niemals allein. Denn es gibt Spielpartner auf dem Spielplatz. Sicherlich können nicht alle zur gleichen Zeit schaukeln, aber das Wippen macht erst so richtig Spaß wenn man zu zweit ist. Und der Spielturm mit Rutsche wird mit mehreren gleich zur Festung, die vor dem Feind beschützt werden muss.